Ein geliebtes Tier gehen lassen zu müssen ist nie leicht. Sie waren Teil unserer Familie, treue Freunde und vielleicht sogar ein bisschen Teil von uns selbst. Haben unseren Lebensmittelpunkt (mit)bestimmt, uns begleitet, waren da...
Was könnten wir ihnen kostbareres schenken, als in den letzten Stunden ihres Lebens ebenfalls "DA" zu sein, an ihrer Seite, sie zu begleiten...
Gestern hatte ich das grosse Privileg, ein ganz besonderes Büsi mitbegleiten, ihm erklären zu dürfen, dass eine wunderbare Welt auf es wartet, in der jeden Tag die Sonne scheint, es wieder jung und gesund ist und wieder alles tun kann, was es möchte...
Äusserlich gesehen waren wir einfach da, haben geredet, haben ihr Geborgenheit und Ruhe vermittelt, den Tierarzt empfangen...Doch auf den inneren Ebenen hat sich so vieles abgespielt, was auch mir erst jetzt in ganzer Tiefe und Berührtheit bewusst wird...
Bei meiner Ankunft war sie noch unruhig, tigerte umher, suchte immer wieder die Nähe ihres Frauchens. Sie war verwirrt, verstand nicht, was mit ihr passierte, wechselte ständig zwischen den "Welten", gerade so, wie ich es auch bei sterbenden Menschen immer wieder beobachte: die langsame Gewöhnung an die "andere Seite", die vorsichtige Rückkehr der Seele in ihr eigentliches, vergessenes Zuhause...
Wir waren auf der Terrasse draussen und sie war gerade ins Haus gegangen, als ich ihr zu erklären begann, was mit ihr passiert. In diesem Moment kam sie wieder auf die Terrasse zurück, geradewegs
auf mich zu, setzte sich vor mich hin und schaute mich an. Aufmerksam, still, erwartungsvoll...Langsam verstand sie, erinnerte sich....
Nachdem ich geendet hatte, blieb sie noch einen kurzen Moment sitzen und legte sich dann zwischen "meine" Terrassensofa-Lehne und die Hausmauer und ich fühlte, wie Ruhe einkehrte, sie sich
sammelte, die Begrenzung von Sofa und Mauer genoss, die ihr Stabilität vermittelten.
Ich musste rasch auf die Toilette und als ich wieder kam, lag sie auf dem Sofa in der Sonne und schlief.
Ihr geliebtes Frauchen setzte sich auf die eine Seite, ich auf die andere...
Und sie schlief den ganzen Nachmittag, zufrieden und geborgen an der Seite ihres Frauchens und später noch Herrchens, bis der Tierarzt kam.
Sie war bereit...Die milde Spätnachmittagssonne wärmte noch immer ihren schwarzen Rücken; ihre Vorderpfötchen ausgestreckt und das hagere Köpfchen darauf abgesenkt. Ihr Atem wurde flacher, setzte teilweise aus. Auch dies ein Phänomen, wie es von sterbenden Menschen bereits bekannt ist.
Als der Tierarzt kam, um sie zu erlösen, war sie schon mehr auf der anderen Seite als noch hier. Sie nahm das Gebell der Hunde als Reaktion auf das Klingeln an der Türe gar nicht mehr wirklich wahr.
Zuerst die Narkosespritze. Gefühlt lange Minuten des Wartens und der inneren "Kommunikation", die jetzt nur noch über Bilder ablief...Der Tierarzt kontrollierte die Herztöne, welche noch ganz schwach zu hören waren. Dann wieder warten. Sie regte sich nicht, war ganz ruhig, genoss ein letztes mal die körperliche Wärme und Präsenz ihres Frauchens und dann - war sie weg. Vor meinem inneren Auge nahm ich sie wahr wie eine hell leuchtende Kugel, die sich vom Körper löste, einen kurzen Moment darüber schwebte (zögerte?) und dann wie ein Licht-Blitz verschwand. Der Tierarzt hörte wieder nach den Herztönen. "Jetzt ist sie gegangen..." Wir weinen, streicheln sie ein letztes mal und wünschen ihr eine gute Reise über die Regenbogenbrücke, in das Land, wo sie wieder jung und gesund ist und jeden Tag die Sonne ihr Fell wärmt...
Liebe Frau Eichmann, ich danke Dir von Herzen für diese traurige und dennoch so wunderbare Erfahrung. Sie hat mir einmal mehr gezeigt, dass Sterben nichts schlimmes, beängstigendes sein muss, wenn man sich darauf einlässt, es annimmt, sich hingibt...
Für uns Menschen ist der Tod ein selbst gemachtes Schreckgespenst, für Tiere lediglich das, was er nun einmal ist: der Übergang von einer irdischen, körperlichen Erfahrung zurück in die wahre Heimat...
Von Herzen danke liebe Jsa, dass ich Euch begleiten durfte und gute Reise, liebes Eichi!